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Stadt­geschichte von Grimmen

Kurzer Abriß der Geschichte Grimmens

Aus: “Ein Streifzug durch die Geschichte Grimmens” von Oberstudienrat Kurt Noske - 2000 (alle Rechte am Text liegen beim Verfasser)

Die erste deutsche Besiedlungsphase Grimmens beginnt um 1220.

Der Vater des Ritters Arnold, ein Vasall des Bischofs Hermann von Schwerin, legt im Anschluss an eine wendische Siedlung oder an ihrer Stelle im Osten der heutigen Altstadt ein Rittergut an. Um 1250 setzt eine zweite Besiedlungswelle ein. Bauern, Handwerker und Händler aus Nieder­sachsen, Westfalen und vom Niederrhein gründen unter Nutzung der Erfahrungen ihrer ehemaligen Wohngebiete eine deutsche Ortschaft. Die slawische Bezeichnung “Grim” wird für das Gebiet, das von sumpfigen Wiesen und Wasser umgeben ist, übernommen.

Siedlung städtischen Charakters im Fürstentum Rügen

Grimmen entwickelt sich innerhalb einiger Jahrzehnte zu einer deutschen Siedlung städtischen Charakters im Fürstentum Rügen. Die älteste urkundliche Nachricht stammt aus dem Jahre 1267. Die mehrfachen Nachweise des Grimmener Stadtvogtes Bertold (Bertoldus aduocates in Grimme) aus dem Jahre 1287 bestätigen, dass Grimmen spätestens zu dieser Zeit das Lübische Stadtrecht hat; die Verleihungsurkunde ist nicht mehr vorhanden. 1304 wird die “terra Grimmis” erwähnt, 1305 Grimmen wörtlich als Stadt bezeichnet und 1306 ein Rat mit Stadt­siegel aufgeführt. Die älteste Stadtordnung ist die “Bursprake Tho Grimmen”, in nieder­deutscher Sprache vermutlich um 1340 verfasst.

Nach dem Tode Wizlaw III. von Rügen im Jahre 1325 kommt es zwischen Pommern und Mecklen­burg zu einem 42jährigen Erbfolgekrieg um den Besitz des Fürstentums, zu dem auch Grimmen gehört.

Von 1368 – 1637 ist es Bestandteil des pommerschen Herzogtums. Noch vorhandene Bau­werke der mittelalterlichen Backsteingotik sind:

  • die Kirche St. Marie, die sich von 126o – 1490 von einer frühgotischen Hallenkirche zu einer spätgotischen Parochialkirche mit Turm, Umgangschor und Kapellen entwickelt;
  • die Kapelle St. Spiritus, das heutige neuapostolische Gotteshaus;
  • das Stralsunder -, Tribseeser – und Greifswalder Tor;
  • das Rathaus, der Stadt “Krone und Zier”, mit seiner offenen Rats- und Gerichtslaube um 1400 entstanden.

Grimmen im 17. Jahrhundert

Alle wichtigen Straßen führen zum Marktplatz mit Rathaus, das bis 1700 völlig frei steht. Die Stadt wird in Kirchviertel, Kleinleichnamviertel, Knochviertel und Strohviertel eingeteilt. Spätestens im Jahre 1535 setzt sich die Lehre Luthers durch. Zu den beliebtesten volks­tümlichen Traditionen gehören die Jahrmärkte und Schützenfeste mit dem “Königs­schießen”. Eine Schützen­gilde wird 1538 urkundlich belegt, ist aber wesentlich älter. Das Hand­werk wächst ökonomisch, doch in kommunalen Angelegenheiten hat es kaum Mitsprache­recht. Das führt wiederholt zur Unzufriedenheit und Rebellion.

Die ältesten Stadtbilder stammen aus dem 17. Jahrhundert:

  • die Ansicht in der Stralsunder Bilderhandschrift;
  • der Kupferstich in Merians Topographie.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 – 48) besetzen zunächst Wallensteins Söldner die Stadt; ab 1631 belagern dann schwedische Truppen den Raum zwischen Peene, Trebel und Recknitz, während kaiserliche Verbände in Mecklenburg in Bereitschaft liegen und wiederholt Raub- und Plünderungs­züge ins Vorpommersche unternehmen. Viele Stadt­urkunden gehen verloren.

Durch den Westfälischen Frieden von 1648 erhält das Königreich Schweden Vorpommern und Rügen. Ein trübes Kapitel der Stadtgeschichte sind die Hexenprozesse am Ende des 17. Jahrhunderts, die in den meisten Fällen zur Verbrennung der angeklagten Frauen führen.

Grimmen´s Weg zur Kreisstadt

Schwedisch-Pommern wird als vielseitiges Ausbeutungsobjekt benutzt und mit hinein­gezogen in die militärischen Aus­einander­setzungen Schwedens mit seinen Nachbarn, so in den Schwedisch-Brandenburgischen Krieg (1675 – 78), den Nordischen Krieg (1700 – 21), den Sieben­jährigen Krieg (1756 – 63) und in den Krieg gegen Napoleon (1806 – 12).

Die Truppen verursachen Brände, Plünderungen und fordern immer wieder hohe Kontributionen.

Die Zahl der Einwohner geht rapide zurück.

Durch den Wiener Kongress von 1815 kommt Schwedisch-Pommern zum Königreich Preußen. Nach einer Verwaltungsreform wird Grimmen 1816 Kreisstadt und gehört zum Regierungs­bezirk Stralsund. Zahlreiche kreisliche Behörden wie Landratsamt, Amtsgericht, Post, Steuer­behörde, Katasteramt und weitere Dienststellen mit vielen Beamten, Angestellten und sonstigen Beschäftigten verändern die Struktur der Ackerbürgerstadt.

Der rechtsgelehrte Bürgermeister und Stadtrichter Dr. Wilhelm Kirchhoff (1800 – 61) findet wegen seiner demokratischen Gesinnung und erfolgreichen Kommunalpolitik große An­erkennung bei der Bevölkerung. Das Junkertum im Kreis, durch adlige Landräte begünstigt, hemmt die kapitalistische Entwicklung. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen mit der Ziegelei, Molkerei, den Baubetrieben, größeren Kaufhäusern u. a. kapitalistische Betriebe.

1878 findet Grimmen Anschluss an die Eisenbahnverbindung Berlin – Stralsund. Die Klein­bahn­linie Greifswald – Grimmen – Tribsees wirkt sich günstig auf den Personen- und Güterverkehr der Landbevölkerung aus. Der Grimmener landwirtschaftliche Ein- und Verkaufs­verein, 1895 als Selbsthilfeorganisation der Bauern gegründet, entwickelt sich in 50 Jahren zum bedeutendsten landwirtschaftlichen Unternehmen des Kreises und zum größten seiner Art in Deutschland. 1900 zählt Grimmen 3.616 Einwohner; die Tribseeser-, Stralsunder- und Greifswalder Vorstadt entstehen.

Grimmen in Kriegszeiten

Der I. Weltkrieg fordert auch von der Bevölkerung der Stadt große ideelle und materielle Opfer. 202 gefallene Soldaten werden betrauert.

Während der Weimarer Republik (1918 – 33) leiden die Grimmener unter den Kriegsfolgen, der Inflation, der Arbeitslosigkeit und dem Parteienkampf. Demgegenüber werden große Teile des Junkertums und der Groß­bourgeoisie im Kreis wirtschaftlich immer stärker und verhelfen Hitler und dem National­sozialismus zur Macht. Folgende Stadt­projekte werden realisiert:

  • Bau der Wasserleitungsanlage mit Wasserwerk und Wasserturm,
  • Wiedereröffnung des Trebelbades,
  • Entstehung von Stadtrandsiedlungen,
  • Neupflasterung einiger Straßen in der Stadt,
  • Verschönerung der städtischen Anlagen.

Ein groß angelegtes Arbeitsbeschaffungsprogramm, das im Zusammenhang mit der Aufrüstung und Kriegsvorbereitung zu beurteilen ist, beseitigt in kurzer Zeit hier die Arbeitslosigkeit.

Am 30. April 1945 wird auf Drängen aufrechter Grimmener Bürger die Stadt kampflos an die 46. Lugaer Schützendivision unter Führung des Generalleutnants S. N. Borstschew übergeben. Die sowjetische Militärkommandantur Grimmen unterstützt zunächst die Tätigkeit der eingesetzten Selbstverwaltungsorgane bei der Wiederaufnahme der Arbeit in den Betrieben und bei der notdürftigen Versorgung der Bevölkerung, die gegenüber 1936 durch den Flüchtlingsstrom auf das Dreifache angewachsen ist.

Weitere Stadtentwicklung

Durch den aufopferungsvollen Einsatz und Fleiß der Werktätigen wird eine beachtenswerte Aufbauarbeit geleistet. Nach und nach entstehen in Grimmen Industrie- und Land­wirtschafts­betriebe, 1961 der VEB Erdöl und Erdgas, der maßgeblich die Entwicklung des Territoriums beeinflusst. Neue Stadtteile werden gebaut, so Südwest für insgesamt 8.000 Einwohner, mit dem Kulturhaus “Treffpunkt”, Poliklinik, Sporthalle, Kegelhalle, zahlreiche Schulen mit Internat, Kindergärten und -krippen, Kaufhallen und Einrichtungen für Dienst­leistungen. Die Einwohner­zahl steigt 1989 auf 15.000. Im Jahre 1987 wird mit großer Begeisterung eine Festwoche anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt durchgeführt. Die Bürgerinitiative “700 Minuten für meine Stadt” zeigt gute Ergebnisse bei der Ortsverschönerung.

Bahnhof – Seit 1878 ein Zeichen für moderne Transportmittel – heute einfach nur ein Halte­punkt – schade! Die Bürgerbewegung in Grimmen trägt 1989/90 zur politischen Wende in der DDR bei, die dann zur deutschen Einheit führt. Die Umstellung der Plan- auf die Markt­wirtschaft sowie die Umstrukturierung von einer Zentral- zur Kommunal­wirtschaft bringt viele Probleme mit sich. Große Betriebe gehen ein, die Arbeitslosigkeit steigt auf über 20 %. Andererseits entstehen große Supermärkte, Kaufhäuser, Autosalons, Tankstellen, Wohn­gebiets­­zentren und das Gewerbe­­gebiet am Rauhen Berg. Hunderte von Wohnungen werden modernisiert, die Neubau­­gebiete erweitert und ein neues an der Jarpenbeek errichtet. St. Marien und St. Jacobus werden umfangreich restauriert und die Alt­stadt umfassend saniert. Durch die Gebiets­­reform wird Grimmen 1994 Kreis­stadt des neuen Landkreises Nord­vorpommern.

Am 23. Juni 2003 unterzeichneten die Bürgermeisterin von Stoltenhagen und der Bürger­­meister von Grimmen einen Vertrag zum Anschluss der Gemeinde Stoltenhagen an die Stadt Grimmen. Dieser Vertrag ist zum 01. Januar 2004 in Kraft getreten. Damit hat sich das Stadtgebiet fast verdoppelt, die Einwohnerzahl ist kurzzeitig um ca. 630 Personen gestiegen.

Stadtinformation Grimmen

Lange Straße 21 a
18507 Grimmen

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stadtinformation@grimmen.de

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